
Long COVID-News
Wir recherchieren und veröffentlichen aktuelle, qualitätsgesicherte Informationen zum Stand der Forschung und zu Therapie- und Rehabilitationsmöglichkeiten beim Long COVID-Syndrom.
Filter nach News-Kategorien
Bitte wählen Sie die entsprechende Kategorie aus
Weniger als ein Drittel der Long COVID-Betroffenen erholen sich von ihren Symptomen
n der Studie EPILOC (Epidemiologie von Long COVID) der Universitätskliniken Ulm, Freiburg, Heidelberg und Tübingen wird von fortdauernden Einschränkungen auch im zweiten Jahr der Erkrankung berichtet. Die häufigsten Symptome waren Fatigue, neurokognitive Störungen, Kurzatmigkeit sowie Angst, Depressionen und Schlafprobleme. Dabei zeigten die Laborwerte wiederum keine Auffälligkeiten in Bezug auf eine SARS-CoV-2-Persistenz oder Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus. Die Studienautor*innen schlussfolgern, bei künftigen Forschungsstudien insbesondere den Stoffwechsel/Entzündungsprozesse im Nervengewebe, den Skelettmuskelstoffwechsel sowie Atemstörungen in den Fokus nehmen zu müssen.
Zur Studie: https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1004511
PIMS bei Kindern und Jugendlichen ist auf Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus zurückzuführen
PIMS (Pediatric Inflammatory Multisysteme Syndrome) ist eine schwere Entzündungsreaktion, die bei Kindern (meist älteren Jungen) 3 bis 4 Wochen nach einer COVID-19-Infektion auftreten kann. Es zeigen sich unter anderem Fieber, Schmerzen, Erbrechen und Ausschlag gepaart mit hohen Entzündungswerten. Nun stellten Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Leibniz-Instituts (Deutsches Rheuma-Forschungszentrum) fest, dass bei betroffenen Kindern eine zuvor bestehende, ruhende Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus wieder aktiv wird. Die Erkenntnisse eröffnen neue Therapiemöglichkeiten, möglicherweise nicht nur für PIMS.
Mehr unter: https://www.nature.com/articles/s41586-025-08697-6
Reduziertes Risiko für Long COVID durch COVID-19-Impfung
Recherchen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (European Centre for Disease Prevention and Control, ECDC) haben ergeben, dass sich das Risiko für Long COVID bei Erwachsenen mit einer vollständigen Impfung vor der SARS-CoV-2-Infektion um etwa 27 Prozent reduzieren lässt. Damit wurde ein weiteres Mal gezeigt, dass Impfungen sowohl vor den schweren Folgen einer akuten Corona-Erkrankung schützen, als auch dazu beitragen können, das Risiko für Langzeitfolgen zu verringern.
Mehr unter: https://www.ecdc.europa.eu/en/news-events/covid-19-vaccination-reduces-risk-long-covid-adults
Ursachenforschung zu Long COVID mit Künstlicher Intelligenz
Forschende der Universitätsmedizin Mainz untersuchen die komplexen Mechanismen des Long COVID-Syndroms unterstützt durch Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI). Im interdisziplinären Forschungsverbund „EPIC-AI“ werden die Daten von nahezu 50.000 Menschen ausgewertet. Die Wissenschaftler*innen untersuchen unter anderem Funktionsstörungen der Organsysteme sowie neurologische, neuropsychiatrische, biopsychosoziale und mentale Veränderungen. Dabei sollen Unterschiede in Zellzusammensetzungen des Blutes erkannt und genetische Daten analysiert werden, um die Krankheitsmechanismen besser zu verstehen und Therapiemöglichkeiten zu optimieren.
Mehr unter: https://idw-online.de/de/news847146
Nikotinpflaster könnten Long COVID-Symptome lindern
In der Forschung wird seit längerem diskutiert, dass eine SARS-CoV-2-Infektion die Kommunikation zwischen Zellen und Nervensystem stören und Long COVID-Symptome auslösen kann. Diese Kommunikation wird über sogenannte cholinerge Rezeptoren an Zellen und Synapsen gesteuert. Eine Forschungsgruppe am Universitätsklinikum Leipzig konnte in einer bildgebenden Untersuchung erstmals zeigen, dass Nikotinmoleküle Rezeptoren vom Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus „befreien“. Nach einer zehntägigen Verabreichung von Nikotinpflastern kam es zu einem Rückgang der neurologischen Symptome. In einer nachgelagerten Befragung von 231 Betroffenen wurde nach der Behandlung mit Nikotinpflastern bei 73,5 Prozent der Teilnehmenden eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome beobachtet. Nun sind weitere randomisiert kontrollierte Studien notwendig um festzustellen, ob diese vorläufigen Ergebnisse durch weitere Beweise bestätigt werden können.
Zur Studie: https://bioelecmed.biomedcentral.com/articles/10.1186/s42234-025-00167-8
Pilotstudie: Fördern Angst und die Vermeidung körperlicher Aktivität eine chronische Fatigue bei Long COVID?
In einer Pilotstudie mit 97 teilnehmenden Post COVID-Patient*innen wurden Hinweise darauf gefunden, dass ängstlich-vermeidende Reaktionsmuster an einer Aufrechterhaltung der Post COVID-Fatigue beteiligt sein könnten. Auffällig war, dass die Vermeidung körperlicher Aktivität mit einer erhöhten Anzahl an Arbeitsunfähigkeits-Tagen in Verbindung steht. Dies deckt sich mit Ergebnissen anderer Studien zum sogenannten „Avoidance-Endurance Modell“: Übermäßiges Ruheverhalten und Angstvermeidung waren mit einem erhöhten Risiko für körperliche Beeinträchtigungen verbunden. Das Autor*innenteam spricht sich dafür aus, das Avoidance-Endurance Modell in Bezug auf das Post COVID-Syndrom und Fatigue weiter zu erforschen. Schon jetzt geben die Ergebnisse erste Hinweise auf individuell abzustimmende Behandlungen von Long COVID-Betroffenen, etwa in der Psycho-, Ergo- und Bewegungstherapie.
Zur Studie: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2515-2531
Zum Avoidance-Endurance Modell: https://journals.lww.com/clinicalpain/abstract/2021/03000/patterns_of_approach_to_activity_in_851_patients.10.aspx
In der Studie von Helmholtz Munich und der Ludwig-Maximilians-Universität München konnte nachgewiesen werden, dass das SARS-CoV-2-Spike-Protein in den schützenden Schichten des Gehirns, den Hirnhäuten und im Knochenmark des Schädels, bis zu vier Jahre nach der Infektion verbleiben kann. Dies könnte zu chronischen Entzündungen führen und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie beispielsweise Alzheimer- oder Parkinson-Krankheit erhöhen. Versuche mit Mäusen zeigten zudem, dass mRNA-COVID-19-Impfstoffe die Anreicherung des Spike-Proteins im Gehirn deutlich reduzieren.
weiterlesenIn einer Studie aus den USA wird über neue Erklärungsansätze des Post Vac-Syndroms berichtet. Demnach wurden bei 42 Patient*innen konkrete Veränderungen beobachtet: ein verändertes Immunprofil, niedrigere Spike-Protein-Antikörper, das Überdauern des Spike-Proteins sowie eine Reaktivierung von Epstein-Barr-Viren. Ob sie auch ursächlich für die Symptome der Patient*innen verantwortlich sind, konnte bisher noch nicht bestätigt werden.
weiterlesenImpfungen vor und nach einer SARS-CoV-2-Infektion können das Risiko für Long COVID senken
Forschende aus Hongkong haben mittels einer Metaanalyse herausgefunden, dass zwei Impfungen vor sowie eine nach einer COVID-Infektion vor Post COVID schützen können. Vorangehende Impfungen helfen, dass Viruspartikel in der Akutphase eliminiert werden können, sodass keine Entzündungen oder Autoimmunreaktionen angestoßen werden. Eine Vakzinierung nach der Infektion könnte dazu führen, proinflammatorische Zytokine zu verringern oder das adaptive Immunsystem so zu aktivieren, dass Viren effektiver entfernt werden.
Zur Studie: https://www.journalofinfection.com/article/S0163-4453(24)00293-7/fulltext
Aktueller Forschungsstand bei Post COVID und Long COVID
Sinem Koc-Günel und Maria Vehreschild vom Universitätsklinikum Frankfurt geben einen Überblick zu aktuellen Forschungserkenntnissen: Laut ihren Ausführungen wird das Post/Long COVID-Syndrom durch eine Kombination verschiedener krankhafter Veränderungen und Mechanismen verursacht: virale Persistenz und Reaktivierung, Autoimmunreaktionen, Veränderungen der Mikrobiota, vaskuläre Dysfunktionen und metabolische Veränderungen. Diese Mechanismen können mehrere Organsysteme betreffen, was die diagnostischen und therapeutischen Anforderungen erhöht. Auch wenn die krankhaften Prozesse noch nicht vollständig verstanden sind, gibt es mittlerweile vielversprechende Einblicke in die Hypothesen zur Entstehung des Long COVID-Syndroms, aus denen erste Ansatzpunkte für gezielte Therapieoptionen abgeleitet werden können. Die Autorinnen benennen darüber hinaus derzeitige pharmakologische Ansätze mit Off-Label-Therapien.