Long COVID-News

Wir recherchieren und veröffentlichen aktuelle, qualitätsgesicherte Informationen zum Stand der Forschung und zu Therapie- und Rehabilitationsmöglichkeiten beim Long COVID-Syndrom.

Therapie

Waldbad-Intervention lindert Symptome bei Long COVID

In Japan gehört das „Waldbaden“ – auf Japanisch Shinrin Yoku – mittlerweile zum Teil der nationalen Gesundheitsfürsorge. Nun hat eine Pilotstudie an der Universität Hildesheim die Machbarkeit einer zweiwöchigen Audio- und Achtsamkeits-basierten Waldbad-Intervention und deren Auswirkungen auf bestehende Long COVID-Symptome untersucht. Ihr Ergebnis: Die Gesamtsymptome und Müdigkeit nahmen ab, während sich das Wohlbefinden steigerte. Die Teilnehmenden konnten zudem Strategien zur Stressbewältigung immer besser anwenden.

Zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2212657024000412

Therapie

Long COVID-Therapie: Blockade des Sternganglions zeigt positive Wirkung

Forschende der University of Alaska in Anchorage, USA, veröffentlichten Ergebnisse einer kurzfristigen Blockade des Sternganglions (Ganglion stellatum) mittels Lokalanästhesie. Dieser Nervenknoten seitlich des ersten Brustwirbels überträgt Nervensignale an Kopf, Hals, Arme und einen Teil der oberen Brust. Eine Blockade erhöht unter anderem den Blutfluss des Gehirns. Die untersuchten Patient*innen berichteten von weniger Müdigkeit sowie gemilderten Symptomen; etwa einer verbesserten geistigen und körperlichen Aktivität, verringerten Gedächtnisproblemen, Konzentrationsstörungen, Schlafproblemen, Angstzuständen und Depressionen.

Zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1566070224000493

Forschung

Wissenschaftler*innen fordern eine Anpassung beruflicher oder schulischer Zeitpläne für Menschen mit Long COVID

Britische Forschende berichten in einem Artikel in The Lancet Regional Health, dass alle Arten von körperlicher, kognitiver, sozialer oder emotionaler Anstrengung zu einer Verschlechterung der mit Long COVID verbundenen Symptome wie Fatigue oder Herzrasen führen können. Dies zeigen Daten von 376 Long COVID-Erkrankten, deren Aktivitäten und Symptome über einen Zeitraum bis zu 24 Tagen engmaschig protokolliert wurden. Wissenschaftskollegen aus Italien unterstrichen in einem Kommentar die hohe Relevanz dieser Studie. Um Isolation, Arbeitsplatzverlust und soziale Nachteile zu vermeiden, sollten Patient*innen ihrer Meinung nach daher ihre Zeitpläne anpassen.

Zum Artikel: https://www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(24)00249-7/fulltext

Hinweis der Redaktion: Für ein gezieltes Selbstmanagement bei körperlichen und geistigen Aktivitäten eignen sich Pacing-Strategien. Neben einer Verbesserung der allgemeinen Gesundheit ermöglicht es den Betroffenen, ihre ursprüngliche Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen und an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Forschung

Long COVID-Langzeitforschung zeigt: Kognitive Leistungsfähigkeit verbesserte sich -neuropsychiatrische Beeinträchtigungen blieben

Forschende an der Universität zu Köln berichten auf Basis einer Untersuchung von 42 Long-COVID-Patient*innen, dass sich die kognitive Leistung im Zeitraum von sechs Monaten in einigen Bereichen signifikant verbesserte, während das subjektive Empfinden von neuropsychiatrischen Symptomen unverändert blieb. Bei den objektiv mittels verschiedener Tests und Fragebögen gemessenen Beschwerden zeigte sich nach sechs Monaten ein Trend zur Verbesserung in den Bereichen Lernen, Gedächtnis sowie der exekutiven Funktionen. Hingegen blieben die subjektiv wahrgenommenen Beschwerden, Sprachdefizite und motorische Funktionen sowie neuropsychiatrische Symptome wie Müdigkeit weitgehend konstant – mit Ausnahme der Lebensqualität. Diese verbessert sich ebenfalls.

Zur Studie: https://link.springer.com/article/10.1007/s00406-024-01863-3#Sec2

Forschung

Projekt FEDORA erforscht körperliche und neuropsychiatrische Muster von Long COVID

Ziel des am Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) durchgeführten Projekts FEDORA ist es, körperliche und neuropsychiatrische Muster bei Long COVID zu identifizieren. Diese sollen zukünftig präzisere Diagnosen und individuelle Therapiepläne ermöglichen. Für die Erhebung werden physiologische Daten, beispielsweise Schlafmuster, Herzfrequenz und körperliche Aktivität, mit den subjektiven Bewertungen der Betroffenen kombiniert. Die Messungen der physiologischen Parameter erfolgt durch tragbare Sensoren wie Aktivitätstracker oder Herzfrequenzmonitore. Hinzukommen (mehrmals) tägliche Befragungen über Smartphones nach dem aktuellen Zustand und Befinden. Mithilfe künstlicher Intelligenz wollen die Forschenden vielfältige Datenquellen analysieren, unter anderem Long COVID-Studien, Daten aus spezialisierten Zentren und große epidemiologische Datensätze mit mehr als 250.000 gesunden und Long COVID-Betroffenen.

Mehr unter https://www.dzpg.org/aktuelles/pressemitteilungen/beitrag/post-covid-bald-kein-blinder-fleck-mehr-dzpg-startet-mit-neuem-forschungsprojekt-fedora

Forschung

Studie zu Autoantikörper-Reaktionen nach einer SARS-CoV-2-Infektion

Schwedische Wissenschaftler*innen beschreiben eine fehlregulierte Immunantwort als ein deutliches Merkmal für akutes sowie postakutes COVID-19. Die Studie bestätigte frühere Ergebnisse zu einer großen Vielfalt und interindividuellen Heterogenität neu auftretender Autoantikörper bei COVID-19. Sie identifizierten dabei auch drei neue Autoantikörper, die mit einer erhöhten Schwere neuropsychiatrischer Symptome nach einer SARS-CoV-2-Infektion in Verbindung gebracht werden. Aus Sicht der Forschenden rechtfertigen sowohl die hohe Komplexität des Autoantikörper-Repertoires, welche mit COVID-19 auftaucht als auch seine potenziellen Auswirkungen auf postvirale Syndrome eine weitere Erforschung neu auftretender Autoantikörper-Repertoires – auch bei anderen Infektionskrankheiten.

Zur Studie: https://www.nature.com/articles/s41467-024-53356-5

Forschung

Rollende Post-COVID-Ambulanz Thüringen

In Thüringen startete vor einem Jahr eine mobile, voll ausgestattete Post COVID-Ambulanz, mit der Betroffene insbesondere im ländlichen Raum versorgt werden sollen. Die verfügbaren Plätze (345 von 600 sind bereits vergeben) werden von 56 Hausärzt*innen in Thüringen vermittelt. Die Teilnehmenden erhalten nach der Vermittlung einen wohnortnahen Termin im Bus. Hier erfolgen umfassende Untersuchungen sowie eine Schulung für die telemedizinische Betreuung. Bei einem zweiten Bustermin erfolgt die Einweisung in das Behandlungsprogramm, das die Teilnehmenden zum Großteil zu Hause absolvieren. Bis November 2025 wird der Bus alle Thüringer Landkreise angefahren haben.

Mehr unter: https://www.uniklinikum-jena.de/cscc/Post_COVID_Zentrum/WATCH.html

Statistik

In Sachsen bisher 28 Fälle von Impfschäden infolge einer COVID-19-Impfung anerkannt

Einen Antrag auf die Anerkennung eines Impfschadens (Post Vac) und finanzielle Unterstützung können diejenigen Menschen stellen, die sechs Monate nach der Impfung noch über Gesundheitsschäden klagen. Dazu gehören unter anderem Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Thrombosen oder die Transverse Myelitis, eine seltene neuroimmunologische Erkrankung, bei der es zu einer Entzündung des Rückenmarks kommt. Insgesamt wurden in Sachsen seit Ende 2020 mehr als 7,6 Millionen COVID-19-Impfungen verabreicht. Bis 22. Juli 2024 wurden insgesamt 709 Entschädigungsverfahren registriert.

Mehr unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/153155/Bislang-28-anerkannte-Coronaimpfschaeden-in-Sachsen?rt=7f1b1b222d11907335dbe23b40671ca0

Statistik

Mehr als 67.000 Long COVID-Rehabilitations-Maßnahmen seit 2020

Die Deutsche Rentenversicherung Bund veröffentlichte aktuelle Zahlen: Demnach stieg die Zahl der Behandlungen von 1.350 Rehabilitationsmaßnahmen in 2020 im Folgejahr bereits auf 14.000. Im Jahr 2022 wurden 27.000 Long COVID-bedingte Rehas in Anspruch genommen. 2023 sank diese Zahl leicht – auf 25.000 Unterstützungsmaßnahmen. Zur Einordnung: Die Gesamtzahl von 994.000 medizinischen Rehas im Jahr 2023 zeigt, dass Long COVID-bezogene Rehabilitationen nur einen Bruchteil bedingen.

Mehr unter https://www.rnd.de/politik/corona-mehr-als-67-000-rehas-wegen-long-oder-post-covid-MKKYKEVTKZFBNLBC43MNPSEAMU.html

Studienteilnahme

Long COVID-Studie mit Medikament Vidofludimus Calcium

Unter Leitung der Infektiologie des Universitätsklinikums Frankfurt wird die innovative RAPID_REVIVE-Phase 2-Studie durchgeführt, die neue Wege zur Linderung der Langzeitfolgen von COVID-19 untersucht. Mithilfe von Fragebögen und Tests werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten Veränderungen der körperlichen Funktionen der Teilnehmenden erfasst – ebenso wie die allgemeine geistige und körperliche Gesundheit, Müdigkeit, kognitive Funktionen, der Schweregrad psychischer Beeinträchtigungen, Atemnot sowie die körperliche Belastbarkeit.
Insgesamt sollen 376 Patientinnen und Patienten an elf verschiedenen Standorten in die Studie eingeschlossen werden. Die Teilnehmerinnen erhalten entweder das Medikament Vidofludimus Calcium (IMU-838) oder ein Placebo. In einer früheren Studie mit COVID-19-Patientinnen zeigte Vidofludimus Calcium vielversprechende Ergebnisse: Patient*innen, die den Wirkstoff erhielten, erholten sich schneller und litten weniger unter Langzeitmüdigkeit im Vergleich zu denjenigen, die ein Placebo erhielten. Die Behandlung war gut verträglich und verursachte kaum Nebenwirkungen.
Interessierte melden sich in der Medizinischen Klinik 2, Leitung des Schwerpunkts Infektiologie am Universitätsklinikum Frankfurt, Telefon: 069 63 01 66 08, E-Mail: maria.vehreschild@ukffm.de

Mehr unter: https://www.puk.uni-frankfurt.de/157408322/Post_COVID_Syndrom__BMBF_gef%C3%B6rderte_Medikamentenstudie_startet

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