Politik

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: „Wir galoppieren in neue Sphären der Erkenntnisse.“

Karl Lauterbach – © BMG / Thomas Ecke

Auf dem ZEIT Forum Gesundheit am 18. April 2023 berichteten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und die Ärztin Carmen Scheibenbogen vom Institut für Medizinische Immunologie an der Charité Berlin, was über Long COVID bekannt ist und wie Betroffenen geholfen werden kann.

In der Gesprächsrunde räumte Lauterbach große Probleme in der Behandlung von Long COVID-Patient*innen ein. Man wisse inzwischen „super viel“, doch es fehlten entsprechende Therapien, gerade bei schwereren Verläufen. Er moniert, dass das Wissen über die Krankheit bisher zu wenig angewandt werde. Obendrein würden in Deutschland bereits bestehende – und nachweislich hilfreiche – Medikamente zu wenig verordnet, etwa im Falle von Schmerzsymptomen bei ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom).

Lauterbach kündigte an, dass das Bundesgesundheitsministerium daher verstärkt Versorgungsforschungsstudien fördern wolle. Deutschlandweit sollen verschiedene Versorgungsansätze von mehreren Zentren mit entsprechender Expertise getestet werden. Die hierfür bereits angekündigten Investitionen von 100 Millionen Euro (Anm.: Long COVID-News berichtete hierzu im März) müssten jedoch noch durch den Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligt werden. 

Lauterbach berichtete zudem, dass die Bedingungen für die Durchführung von Versorgungsforschungsstudien in anderen Ländern „besser“ seien. Der hohe Datenschutz in Deutschland stelle eine Hürde dar. Er strebe daher ein neues Gleichgewicht „zwischen Datenschutz und Patientenschutz“ an und wolle sich für entsprechende Änderungen einsetzen. Denn seiner Ansicht nach hänge hiervon nicht nur das Wohl der Patient*innen ab, sondern „langfristig auch unsere Wirtschaftskraft“.

Bei der Frage nach Parallelen zwischen Corona-Impfschäden und Long COVID bestätigte Lauterbach die Einschätzung der Medizinerin Carmen Scheibenbogen, dass es sich um ähnliche Krankheitsbilder handele und man Post-Vac-Patient*innen gleichermaßen „sehen und versorgen“ müsse. Er verwies jedoch darauf, dass die Wahrscheinlichkeit eines Post-Vac-Syndroms nach einer Impfung im Vergleich zu Long COVID-Symptomen nach einer COVID-19-Infektion deutlich geringer sei.

Das Forumsgespräch beendete Lauterbach mit der Feststellung, dass ihn die Sprünge, die man bei der Erforschung immunologischer Krankheiten gerade mache, ermutigen würden: „Wir galoppieren in neue Sphären der Erkenntnisse.“ Durch diese „Erkenntniswelle“ würden wir später positive Entwicklungen für die Behandlung auch anderer Erkrankungen sehen.

Weiterführende Informationen:
https://www.zeit.de/gesundheit/2023-04/karl-lauterbach-long-covid-zeit-livestream

Diesen Beitrag teilen:



Details zur Qualitätssicherung der gesundheitsbezogenen Inhalte lesen Sie bitte in unserem Methodenpapier.