Forschung

Betroffene mit ausgeprägter Fatigue sind oftmals lange beeinträchtigt

© Lea Aring und Deutsche Gesellschaft für ME/CFS

Von Juli 2020 bis Februar 2022 haben das Berliner Fatigue Centrum und die Ambulanz für Neuroimmunologie der Charité eine Kohortenstudie mit 106 Patient*innen durchgeführt, die auch ein halbes Jahr nach ihrer SARS-CoV-2-Infektion von einer ausgeprägten Fatigue und stark reduzierter Belastbarkeit betroffen waren.

In der Studie wurden zwei unterschiedliche Patientengruppen untersucht: einerseits Patient*innen mit „regulärem“ Post COVID-Syndrom, andererseits eine Gruppe von Patient*innen, bei denen die diagnostischen Kriterien eines ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Müdigkeitssyndrom) vorlagen. Ziel der Studie war es, Unterschiede im Krankheitsverlauf beider Gruppen festzustellen und korrelierende Biomarker zu identifizieren.

Nach 20 Monaten konnte bei den Patient*innen, die nicht das Vollbild eines ME/CFS zeigten, eine langsame Besserung einiger Symptome beobachtet werden. Sowohl die Fatigue, als auch das allgemeine Krankheitsgefühl, Schmerzen und Konzentrationsstörungen reduzierten sich innerhalb dieses Zeitraums etwas. Gleichzeitig nahm die Belastbarkeit ein wenig zu, und einige Betroffene konnten wieder einer Arbeit nachgehen.

In der Studie erwies sich zudem die Handkraft als geeigneter Indikator für die Beurteilung der Schwere der Erkrankung, und zwar nicht nur während der akuten Erkrankung, sondern auch als Vorhersage für ihre mögliche Weiterentwicklung. Dies betreffe insbesondere die Prognose für ME/CFS-Patient*innen. Eine anfänglich reduzierte, gemessene Handkraft ging in der Studie mit einer hohen Krankheitslast bis 20 Monate nach der Infektion einher.

Die Autor*innen der Studie weisen darauf hin, dass in Ermangelung wirksamer kausaler Therapien für das Krankheitsbild nicht-pharmakologische Interventionen umso wichtiger seien. Hierzu zählten insbesondere die Festlegung individueller Aktivitätsgrenzen und das Ausbalancieren von Ruhe und Aktivität. Als Strategie empfiehlt die Letztautorin der Studie, Dr. Judith Bellmann-Strobl, das Pacing: Energiereserven sollten gut einteilen und eine Überlastung vermieden werden. Als Hilfsmittel werden Schrittzähler, Herzfrequenzmesser, ein Aktivitätstagebuch und Entspannungsübungen genannt.

Weiterführende Informationen:

https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/wie_sich_schweres_long_covid_langfristig_entwickelt/

Zur Studie:

https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(23)00323-1/fulltext

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